De som Sovjets innblanding framprovoserte og USAs støtte brakte til makta i
Afghanistan gjennomtrumfer sin islamske fascisme. Totalitarismen går fram
overalt, dens forskjellige framtoninger fra Vesten til Østen hjelper
hverandre fram. Vår modell hvor "seksualiteten brukes til å terrorisere
befolkningen" (sitat fra et utmerket NRK-program i går) framprovoserer
fundamentalismen i Øst. Osv.
Karsten Johansen
http://www.taz.de/tpl/2001/03/07.nf/text.Tname,a0013.list,TAZ_a1.idx,0
barbarei in afghanistan
Vormoderne mit modernen Mitteln
Die islamistischen Taliban-Milzen sind dabei, religiöse Weltkultur zu
zerstören. Fast 2.000 Jahre alte Statuen sind dem Vandalismus ausgesetzt.
Nicht "die Welt" ist empört, wie es in vielen Kommentaren heißt - sondern
nur der Westen. Selbst Länder, in denen der Bhuddismus zu den großen
Religionen gehört, reagieren verhalten. Armut macht pragmatisch. In
Afghanistan demontierte buddhistische Kunst kann in Pakistan verhökert
werden - wie Opium und auf denselben Schleichwegen. Indien protestiert zwar,
hat aber mit analogen Problemen zu kämpfen: Hinduistische Fundamentalisten
wollen Moscheen niederreißen.
Kommentar von GERHARD BESIER
Bei der Vernichtung "unislamischer Kunstwerke" durch die Taliban denken
Deutsche spontan an "artfremde Kunst" und deren Liquidation im "Dritten
Reich". Mit gewissem Recht: Wie dort geht in Afghanistan vormoderne Barbarei
eine Koalition mit der Moderne einer "Bewegungspartei" ein - die nicht nur
Kunstwerke zerstört, sondern den Massenmord organisiert.
Die Machthaber in Kabul ziehen seit Jahren eine Blutspur hinter sich her.
Hunderttausende wurden hingeschlachtet, über eine halbe Millionen Zivilisten
sind auf der Flucht. Die martialischen Gotteskrieger betreiben ihr blutiges
Handwerk mit modernsten Waffen. Auch die "Götzenvernichtung" in Allahs Namen
soll mit modernem Sprengstoff aus dem Arsenal international agierender
Waffenhändler erfolgen. Die Revolution braucht Futter, will sie nicht veröden.
Derweil spekuliert der Westen darüber, ob er erpresst werden soll.
"Christliche" Dollars gegen buddhistische Kunst? Aufhebung von
UNO-Sanktionen und Gewährung von Wirtschaftshilfe, um die Herrschaft des
Hungers zu brechen? UNO und Nato werden sich vor allem nach den Kriterien
für ihre Interventionen fragen lassen müssen. Ist Gewalt am Golf oder das
bestialische Morden in der Adria-Region anders zu bewerten als das
Abschlachten der Opposition in Afghanistan? Beinahe zynisch mutet es an,
wenn das Schicksal der Opfer erst wieder Schlagzeilen macht, wenn die Täter
"Weltkulturerbe" zerstören. Eine "humanitäre Katastrophe" gibt es für zehn
Millionen Afghanen schon seit 20 Jahren. Moral ist nicht teilbar und
vollends unglaubwürdig, wenn sie nur für politische Interessen
instrumentalisiert wird. Solange der Westen hier nicht Klarheit schafft,
fehlt ihm das moralische Recht zum kulturellen Protest.
Historiker und Theologe, Professor der Uni Heidelberg
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