mer om: Russland blir (bl.a. EUs) atomdass

From: Karsten Johansen (kvjohans@online.no)
Date: Sun May 28 2000 - 14:24:43 MET DST


Fra lørdags-taz:

fakten

Russischer Atommüll

Mehrere russische Gebiete sind hochgradig radioaktiv belastet, weil dort
radioaktive Abwässer einfach in Flüsse eingeleitet wurden, Müll offen
herumliegt, versenkt wurde oder Unfälle die Umgebung verseucht haben. Dazu
gehört die Wiederaufbereitungsanlage Majak im Südural: Hier wurden
jahrzehntelang Flüssigabfälle der Wiederaufbereitungsanlage in den Fluss
geleitet. 1993 explodierte hier ein Atommüllbehälter. In Murmansk im Norden
versenkte die Nordseeflotte der Sowjetunion Atommüll in die Gewässer. In
Tomsk explodierte Anfang der Neunziger ein Lagertank, wobei Plutonium und
Uran freigesetzt wurden. In Krasnojarsk befindet sich eines der größten
Atommülllager der Welt; bis 1991 wurde das radioaktive Kühlwasser in den
Fluss geleitet.

Insgesamt lagern in Russland rund 15.000 Tonnen alter Brennelemente aus
russischen AKWs und Unterseebooten. Europäische Firmen beteiligen sich
zurzeit an mehreren Wiederaufbereitungs- und Trennanlagen.

Umweltschützer protestieren sowohl in Russland als auch außerhalb seit
Jahren gegen die rücksichtslose Politik der russischen Atomindustrie und
gegen die Absichten westlicher Regierungen, Atommüll nach Russland zu
entsorgen. So hatte Greenpeace Schweiz im vergangenen Jahr auf die Tatsache
aufmerksam gemacht, dass die Schweizer AKW-Betreiber mit der russischen
Atombehörde angeblich unverbindliche Absichtserklärungen über den Handel mit
Atommüll getroffen haben.

taz Nr. 6153 vom 27.5.2000 Seite 4 42 Zeilen TAZ-Bericht

RUSSLAND WILL WELTWEITEN ATOMMÜLL EINLAGERN

Allseitige Profitgier

Russland will aus seiner Energiekrise raus: Dafür sollen 23 neue
Atomreaktoren gebaut, alte aufgerüstet und Atommüll jedweder Art aufgenommen
werden. Putins Regierung hat dieses Konzept seines Ministeriums gestern
grundsätzlich akzeptiert. Europa schweigt. Letzteres ist der Skandal,
weniger die russischen Pläne.

Die russischen Absichten sind nicht neu, über die Idee des Müllimportes wird
dort seit längerem geredet. Gleichzeitig ist im Westen bekannt, dass die
Bevölkerung der russischen Atomzentren mit riesigen Problemen beim Müll wie
auch der Energieversorgung zu kämpfen hat. Das interessiert die russische
Atomwirtschaft offenbar wenig; die interessiert mehr, dass der Westen seinen
Müll loswerden muss und Westfirmen nach Aufträgen gieren, die sie in ihren
Ländern nicht mehr bekommen.

In Länder, wo ganze Landstriche und Gewässer radioaktiv verseucht sind,
schickt man keinen Atommüll. Man baut ihnen auch keine neuen Reaktoren oder
finanziert Exporte namhafter Firmen mit Bürgschaften. Angesichts des
russischen Slogans "Was lange hält, ist auch gut" ist selbst der Export
lebensverlängernder Sicherheitstechnik fragwürdig. Man verschiebt Probleme
wie Atommüll nicht einfach in andere Länder.

Auf das aktuelle Konzept wären die Russen nicht gekommen, wenn die Signale
aus dem Westen eindeutig gewesen wären. Wenn atomkritische EU-Regierungen
gesagt hätten: Unser Atommüll bleibt hier. Oder sagen würden: Wir steigen
aus der Atomkraft aus; also helfen wir euch gerne mit Energiesparprogrammen,
mit Ideen, aber nicht bei einer Ausweitung der Atomkraft. Davon wurde in den
langen Wochen, in denen immer mal wieder die Rede von der russischen
Atomkraftpolitik war, nie gesprochen.

Nächste Woche findet in Moskau ein EU-Russland-Gipfel statt, in dem
besonders Wirtschaftsfragen besprochen werden sollen - und laut EU-Präsident
Romano Prodi die atomare Sicherheit alter, stillzulegender AKWs. Angesichts
des unverhohlenen Angebotes aus Russland an den Westen sollten die Besucher
deutlich signalisieren, dass sie diese Politik nicht mitmachen und dass es
energiepolitische Alternativen gibt. MAIKE RADEMAKER

taz Nr. 6153 vom 27.5.2000 Seite 11 48 Zeilen Kommentar MAIKE RADEMAKER



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