Marmelade med naturbly

From: jonivar skullerud (jonivar@bigfoot.com)
Date: Wed Apr 05 2000 - 14:37:55 MET DST

  • Next message: Karsten Johansen: "Re: div./Ooops!"

    http://www.taz.de/tpl/2000/04/05/a0074.fr/text?re=wu

    EU-domstolen har avgjort at "natur-ren" marmelade gjerne kan inneholde
    "naturlig" bly og sprøytemidler:

    Naturblei in Marmelade

    EU-Gerichtshof entscheidet: Marmelade mit Pestizidrückständen und
    Schwermetallen ist "naturrein". Vorkommen von Blei und Pestiziden in
    der Natur ist mittlerweile natürlich

                                                       von DANIELA
                                                       WEINGÄRTNER

    Seit gestern ist der kleine Kölner "Verein gegen Unwesen in Handel und
    Gewerbe"auch in Brüssel ein Begriff. Er kann sich zugute halten, einer
    österreichischen Marmelade zu zweifelhafter Berühmtheit verholfen zu
    haben. Ursprünglich hatte der Verein vor dem Kölner Landgericht
    dagegen geklagt, dass die österreichische Firma Darbo ihre Marmelade
    der Bezeichnung "Garten Erdbeer"unter demLabel "dárbo
    naturrein"vertreibt. Denn dieser Brotaufstrich - das steht auch
    deutlich auf dem Etikett - enthält das Geliermittel Pektin.

    Pektin, so argumentierte der Verein, sei ein Zusatzstoff, den der
    Verbraucher in einer Konfitüre mit dem Label "naturrein"nicht
    erwarte. Er ließ die Marmelade von einem Lebensmittellabor
    untersuchen. Das stieß auf weitere, weitaus unappetitlichere
    Zusatzstoffe: 0,01 Milligramm Blei pro Kilo Marmelade,0.008 Milligramm
    Cadmium und 0,021 Milligramm Pestizide pro Kilo Brotaufstrich.

    In Kenntnis dieser köstlichen Rezeptur wies das Landgericht Köln die
    Klage der Verbraucherschützer ab. Die Berufungsinstanz, das
    Oberlandesgericht Köln, setzte das Verfahren aus und ließ vom
    Europäischen Gerichtshof die Frage klären, öb die
    Etikettierungsrichtlinie 79/112/EWG der Verwendung der Angabe
    ,naturrein'für eine Erdbeerkonfitüre entgegensteht, die das
    Geliermittel Pektin sowie Blei-, Cadmium- und Pestizidspuren enthält."

    Klare Antwort des EuGH: nein.

    Schließlich sei das kritisierte Pektin auf dem Etikett angegeben, wie
    es die Europäische Richtlinie vorschreibt. Jeder Verbraucher könne das
    Zutatenverzeichnis lesen und seine Kaufentscheidung davon abhängig
    machen. Was nun den keineswegs auf dem Etikett angegebenen Blei-,
    Cadmium- und Pestizidcocktail angeht, warteten die Richter mit einer
    Begründung auf, die in ihrer Eulenspiegel-Logik verblüfft:

    "Die Rückstände von Blei, Cadmium und Pestiziden stellen keine Zutaten
    zum Lebensmittel dar; ihre Angabe ist daher nicht obligatorisch.
    Infolge der Verschmutzung von Luft und Wasser sind insbesondere Blei
    und Cadmium in der natürlichen Umwelt vorhanden. Da Gartenfrüchte in
    der natürlichen Umwelt angebaut werden, sind sie zwangsläufig den dort
    vorhandenen Schadstoffen ausgesetzt. Selbst wenn in Einzelfällen
    Verbraucher diese Tatsachen nicht beachten und somit irregeführt
    werden sollten, ist diese Gefahr gering und kann deshalb ein Hemmnis
    für den freien Warenverkehr nicht rechtfertigen."

    Zu hoffen ist, dass die Marke "dárbo naturrein" infolge dieser
    Entscheidung eine Berühmtheit erlangt, die ihren freien Verkehr
    mittelfristig vielleicht dadurch hemmt, dass sie keine Abnehmer mehr
    findet. Der Europäische Verbraucherverband in Brüssel musste
    jedenfalls in einer ersten verblüfften Stellungnahme bekennen, noch
    nie von dem Vorgang gehört zu haben. Er sei aber bezeichnend dafür,
    dass die EU-Etikettierungsrichtlinie keine optimale
    Verbraucherinformation gewährleiste.

    Tatsächlich hat der EuGH den schwarzen Peter an die nationalen
    Gerichte zurückgegeben. Nur sie könnten entscheiden, ob eine
    Bezeichnung, eine Marke oder eine Werbung irreführend sei, wenn man
    "die mutmaßliche Erwartung eines durchschnittlich informierten,
    aufmerksamen und verständigen Durchschnittsverbrauchers" zugrunde
    lege. Tatsächlich liegen die in der Marmelade gemessenen Rückstände
    weit unter den in Deutschland zulässigen Höchstwerten. Trotzdem ist
    davon auszugehen, dass der verständige Verbraucher nicht an Blei und
    Cadmium denkt, wenn er in sein Frühstücksbrötchen beißt.

    taz Nr. 6111 vom 5.4.2000 Seite 8 Wirtschaft und Umwelt 119 Zeilen
    TAZ-Bericht DANIELA WEINGÄRTNER
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