Nytt om Serbia

Karsten Vedel Johansen (kvjohans@online.no)
Mon, 26 Apr 1999 23:09:13 +0200 (MET DST)

Jeg hører nå på BBC det internasjonale Røde kors' representant fortelle om
sine inntrykk fra Serbia, og han sier at han er sterkt sjokkert over det
voldsomme omfanget av ødeleggelsene og gir uttrykk for, at NATOs
bombardementer alldeles ikke har virket rent "kirurgisk", men at det snarere
virker som det foregår en målrettet ødeleggelse av hele landet. Det samme
sier en serbisk eksilsosialdemokrat i klar opposisjon til regimet. Denne
sier også, at det finnes en klar demokratisk og forholdsvis sterk opposisjon
i Serbia, men at krigstilstanden har tvunget denne til fullstendig taushet
for ikke å bli anklaget for landsforræderi (det er klart at en bombestopp
ville skape muligheter for dem etter en viss kort tid).
Vuk Draskovitjs radiostasjon er etter hans uttalelser i morges med en viss
kritikk av Seseljs fascister og Milosevitj blitt okkupert og lukket av
serbisk militær. Byen Novi Sad er så sterkt ødelagt sier Røde Kors'
representant, at nærmest enhver form for samfunnsmessig orden har opphørt.
Han sier også at det er en merkelig overensstemmelse mellom regimet i Serbia
og NATO i det at BEGGE søker å bagatellisere omfanget av sivile tap på grunn
av bombardementene. Det var dette Draskovitj prøvde å bryte igjennom ved å
si at visse krefter måtte holde opp med å bilde befolkningen inn at Serbia
vinner over NATO. Ut fra det burde det være mulig å slutte, at et snarlig
bombestopp vil framtvinge en situasjon, hvor regimet vanskelig vil kunne
holde de faktiske forhold skjult i særlig lang tid, med de konsekvenser det
vil få for regimet, etterhvert som folk oppdager at de er ført bak lyset.

Derimot vil en fortsettelse og stadig intensivering
av bombardementene bare samle befolkningen mer og mer i desperat hat
og fortvilt patriotisme og legge grunnen for fremtidige barbariske
handlinger og enda mer religiøst nasjonalmartyrium. Men jeg tviler
på at NATOs militærledelse har noensomhelst mulighet for å sette
seg inn i slike ting som serbisk folkementalitet, historiske erfaringer
osv. Dette har rent materielt betingede psykologiske årsaker. Det er
snakk om forskjellige verdener.

CIA mente at Milosevitj ville gi seg etter et par dager høyst,
og rapporterte dette til Clinton (uvisst hva som ligger bak denne
feilrapporteringen).

Det finnes en bakgrunn for det sterke serbiske hatet til Tyskland. "taz"
bringer en grundig dokumentasjon som solid arvtaker for det andre Tyskland.
De som synes at den nåværende krig er forferdelig, vil fort ved å lese
nedenstående kunne bli overbevist om, at det utvilsomt foregikk mye, mye
verre ting i Serbia under andre verdenskrig. Serbiske fascisters terror i
Kosovo som jeg har hørt den beskrevet av kosovoalbanere i radio er helt
klart avskyelig og hører til noe av det verre som har skjedd siden 1945. Av
de beretninger jeg har hørt går fram, at det er serbisk politi og "sivile",
hvilket sannsynligvis er fascister, som har gjennomført den etniske
rensingen. Den har klare likheter med tysk terror i f.eks. Serbia under
krigen, men når likevel bare kort i forhold til denne. Tyskerne skjøt
systematisk femti til to hundre sivile for hver drept tysk soldat. Det gjør
det selvfølgelig ikke mulig på noen måte å unnskylde de serbiske banders
fremferd i Kosovo, men nok mulig å forklare de voldsomme verbale reaksjonene
på NATO-bombene blant vanlige serbere, som jo ikke kan gjøres kollektivt
ansvarlige for og neppe vet, hva serbisk politi og fascister utretter i Kosovo.

Vh. Karsten Johansen

Hemmungsloses Massenmorden

Die deutsche Wehrmacht errichtete während des
Zweiten Weltkriegs in Serbien ein militärisches
Terrorregime. Die zahlreichen Greuel, die deutsche
Soldaten damals an der Zivilbevölkerung verübten,
sind noch heute im serbischen Bewußtsein tief
verankert Von Walter Manoschek

Am 6. April 1999 gab die Nato bekannt, daß bei einem
Bombenangriff auf das serbische Bergwerkstädtchen Aleksinac die
ersten vier Zivilisten in diesem Krieg gegen Jugoslawien getötet
worden waren. Man ist geneigt, diesem an Zynismen schon reichen
Krieg einen weiteren hinzuzufügen: Die Nato hat Sinn für historische
Gedenktage. Exakt 58 Jahre zuvor, am 6. April 1941, hatte Hermann
Görings Luftwaffe ohne Kriegserklärung Jugoslawien überfallen.

Unter dem Kommando von General Alexander Löhr bombardierten
611 Kampf- und Jagdflugzeuge die von keiner Flugabwehr
geschützte Hauptstadt Belgrad. In zwei Tagen und einer Nacht
zerstörten 440 Tonnen Brand- und Splitterbomben weite Teile der
Stadt. Als am 7. April 1941 die Bombardierung Belgrads beendet
wurde, hatten mehr Menschen den Tod gefunden als bei den
vorangegangenen Bombardierungen von Warschau, Rotterdam und
Coventry zusammen.

Die schon bei der Bombardierung Warschaus erfolgreich praktizierte
Strategie der Zerstörung des administrativen und logistischen
Zentrums eines Landes, hatte sich auch hier als erfolgreich
erwiesen. Die jugoslawische Luftwaffe war zur Gänze
ausgeschaltet, die Regierung mußte aus Belgrad flüchten und war
nicht mehr in der Lage, eine Verbindung zu den militärischen Stäben
und Dienststellen aufrechtzuerhalten.

Zufrieden nahm Hitler zur Kenntnis, daß die von Südösterreich,
Westungarn und Bulgarien vorstoßenden Bodentruppen der
Wehrmacht und Waffen-SS nurmehr auf geringen Feindwiderstand
trafen. Bereits am 18. April 1941 kapitulierte Jugoslawien. Der unter
dem Codenamen "Unternehmen Strafgericht" geführte Angriffskrieg
gegen Jugoslawien dauerte ganze zwölf Tage. Eine militärisch
reibungslose Angelegenheit in der Tradition der "Blitzkriege". Damit
schien die Süd-Ost-Flanke Europas für den bereits fest geplanten
Überfall auf die Sowjetunion gesichert. Jugoslawien wurde als Staat
zerschlagen und zwischen den Achsenpartnern aufgeteilt.

In Serbien richtete die Wehrmacht ein militärisches
Besatzungsregime ein. Nach dem raschen Sieg verlegte Hitler die
Kampftruppen nach dem Osten und ersetzte sie durch kaum
ausgebildete und kampfunerprobte Besatzungseinheiten der
Wehrmacht. Die nationalsozialistischen Okkupanten hatten schon
bald die Kontrolle über das Land weitgehend verloren. Im September
kontrollierten die Partisanen bereits fast ganz Serbien, mit Ausnahme
der großen Städte. Hitler beauftragte daraufhin die Wehrmacht mit
der Partisanenbekämpfung. Doch die Erfolge blieben aus.
Verzweifelt meldete die Wehrmacht nach Berlin: "Die Räume sind
zu groß! Die eingesetzten Truppen zu schwach!"

Als "trouble shooter" für Serbien setzte Hitler den aus Österreich
stammenden General Franz Böhme ein und beauftragte ihn, "auf
weite Sicht im Gesamtraum mit den schärfsten Mitteln die Ordnung
wiederherzustellen". General Böhme interpretierte diesen Befehl
Hitlers auf seine Weise: Er ordnete an, daß sofort "alle
Kommunisten, als solche verdächtige männliche Einwohner,
sämtliche Juden, eine bestimmte Anzahl nationalistischer und
demokratisch gesinnter Einwohner als Geiseln festzunehmen" seien.
Sie sollten bei Verlusten der Wehrmacht im Verhältnis 1:100 für
jeden Gefallenen und 1:50 für jeden Verwundeten von
Exekutionskommandos der Wehrmacht erschossen werden. Damit
leitete General Böhme den Holocaust der serbischen Juden durch die
Wehrmacht ein.

Gestützt auf diesen Befehl erschoß die Wehrmacht im Herbst 1941
in einem wahren Blutrausch serbische Juden, Zigeuner und andere
serbische Zivilisten. Waren Juden und Zigeuner als
"Vernichtungsmasse" nicht in ausreichender Zahl vorhanden, füllten
andere serbische Zivilisten den "Opferpool" auf. So etwa in den
Städten Kraljevo und Kragujevac, wo sich Einheiten der 717.
Infanteriedivision nach heftigen Artilleriekämpfen mit Partisanen und
Tschetniks an der Zivilbevölkerung rächten. In den beiden Städten
erschoß die Truppe innerhalb weniger Tage mehr als 4.000
Einwohner und richtete die beiden größten Massaker der
Wehrmacht auf dem Balkan an.

Bezeichnend für das mörderische Koordinatensystem der
Wehrmacht ist der Ablauf dieser Massenmorde. In Kraljevo wurden
zuerst 300 "Kommunisten, Nationalisten, Demokraten und Juden"
ermordet, ehe am nächsten Tag über 1.400 wahllos
zusammengetriebene Männer den Exekutionskommandos zum Opfer
fielen. Ein ähnliches "Auswahlverfahren" fand in Kragujevac statt:
Zuerst wurden Juden, Kommunisten und die Strafgefangenen aus
dem Ortsgefängnis erschossen, ehe die Truppe am nächsten Tag die
restlichen Zivilisten liquidierte - insgesamt 2.300 Menschen. Das
Gedenken an die Massaker der Wehrmacht in Kraljevo und
Kragujevac ist tief im kollektiven Bewußtsein der Serben und
Serbinnen verankert: Bis in die 80er Jahre durften Deutsche die
Stadt Kragujevac nicht betreten.

Im Herbst 1941 gehörten die Massaker an Juden, Zigeunern und
anderen serbischen Zivilisten zum festen Bestandteil des
Besatzungsalltags der Wehrmacht. Bei diesen hemmungslosen
Massenmorden ging die Übersicht über die Opfer verloren - selbst
Kollaborateure gerieten in die Liquidierungsmaschinerie.
Verwaltungschef Turner wies daraufhin die Kreis- und
Feldkommandeure an, die Geiselopfer gezielter auszuwählen, wobei
er sich des selbstgeschaffenen Problems bewußt war, daß bei der
Quote von 1:100 die Opfer "nicht mehr gestellt werden können, wenn
einigermaßen ein gewisser Schuldbegriff, auch nur auf Grund der
allgemeinen Haltung der Festzunehmenden, in Betracht gezogen
werden soll".

Bei Juden und Zigeunern mußten so diffuse Auswahlkriterien
allerdings nicht bemüht werden: Turner betonte, daß weiterhin "in
jedem Fall alle jüdischen Männer und alle männlichen Zigeuner als
Geiseln der Truppe zur Verfügung zu stellen" seien. Während im
offiziellen Schriftverkehr die Massenmordpolitik mit militärischen
Deckbegriffen legitimiert wurde, konnte man unter Freunden auf
solche Scheinargumente verzichten. In einem Privatbrief an
SS-Gruppenführer Richard Hildebrandt legte Turner ganz offen die
eigentlichen Beweggründe dar: "Habe ich dann in den letzten 8
Tagen 2.000 Juden und 200 Zigeuner erschießen lassen nach der
Quote 1:100 für bestialisch hingemordete deutsche Soldaten und
weitere 2.200, ebenfalls fast nur Juden, werden in den nächsten 8
Tagen erschossen. Eine schöne Arbeit ist das nicht! Aber immerhin
muß es sein, um einmal den Leuten klarzumachen, was es heißt,
einen deutschen Soldaten zu ermorden."

Die ersten Aktivitäten des Besatzungsapparates richteten sich gegen
die Juden und Zigeuner. Nach dem bereits in den anderen von den
Nazis besetzten Ländern angewandten Schema, verfügte
Wehrmachtsbefehlshaber General Ludwig von Schröder bereits
sechs Wochen nach Besatzungsbeginn die Definition, Registrierung
und Kennzeichnung der Juden und Zigeuner mit gelben
Armschleifen, ihre Entlassung aus allen öffentlichen Ämtern und
privaten Betrieben, Ausgehverbote, der Raub ihres Vermögens und
die Einführung der Zwangsarbeit.

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 begann in Serbien
der Partisanenkampf unter der Führung Titos. Trotz der brutalen
Repressionspolitik durch deutsche Polizei und Wehrmacht, bei der
allein bis August 1941 - wie Verwaltungschef Turner vermerkte -
"rund 1.000 Kommunisten und Juden erschossen oder aufgehängt
wurden", breitete sich der Aufstand rasch aus. Doch je erfolgreicher
der Partisanenkampf war, desto erbarmungsloser schlug die
Wehrmacht zu. Die Mordquote 100 Serben für einen deutschen
Soldaten wurde streng eingehalten. Und war keine ausreichende
Zahl Serben vorhanden, suchte man die Opfer in anderen
Bevölkerungsgruppen.

Bereits Ende November 1941 waren die etwa 6.000 erwachsenen
männlichen Juden in Serbien "verschwunden". Sie waren von
Erschießungskommandos der Wehrmacht, die sich ausschließlich aus
Freiwilligen zusammensetzten, erschossen worden. Unter ihnen
befanden sich auch etwa 400 deutsche und österreichische Juden,
die als Flüchtlinge in Serbien gelebt hatten.

Die Bilanz, die General Böhme nach nur zwei Monaten Aufenthalt
als Bevollmächtigter Kommandierender General in Serbien im
Dezember 1941 hinterließ, hatte es in sich: Den 160 gefallenen und
278 verwundeten Wehrmachtsangehörigen standen offiziell 3.562 im
Kampf gefallene Partisanen und zwischen 20.000 und 30.000
erschossene Zivilisten gegenüber. Zum Abschied sprach General
Böhme "allen deutschen zivilen Dienststellen für ihre unermüdliche
Einsatzbereitschaft" seinen Dank aus. "Die unermüdliche und
treffliche Arbeit dieser Dienststellen erfolgte immer in mustergültiger
Zusammenarbeit mit der Truppe. Vorwärts zu neuen Taten! Es lebe
der Führer!"

Walter Manoschek, Politologe und Historiker an der Universität
Wien, war an der Konzeption der
Ausstellung"Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht
1941 bis 1944" des Hamburger Instituts für Sozialforschung
beteiligt. Von ihm ist u. a. das Buch erschienen: "Serbien ist
judenfrei. Militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung
in Serbien 1941/42". Schriftenreihe des Militärgeschichtlichen
Forschungsamtes, 2. Auflage, München 1995

taz Nr. 5821 vom 27.4.1999 Seite 5 281 Zeilen
TAZ-Bericht Walter Manoschek